Um die Noßdorfer Wassermühle ranken sich Legenden und Mythen

Jährlich am Pfingstmontag veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung e.V. (DGM) eine Art Tag der offenen Tür in historischen Mühlen, um den Besuchern die Bedeutsamkeit des Müllerhandwerks näher zu bringen und noch funktionierende alte Mühlentechnik in Aktion zu zeigen. Leider fällt 2020 der Mühlentag auf Grund der Corona-Pandemie aus. Eine der zahlreichen historischen Mühlen in Brandenburg steht im Forster Stadtteil Noßdorf direkt an der Malxe. Die Noßdorfer Wassermühle ist ein beliebtes Ausflugsziel und bekannt für vielfältige Veranstaltungen.

Schon im 13. Jahrhundert gab es in Noßdorf eine Mühle, wie bei Ausgrabungen gefundene Tonscherben und Mühlensteinreste beweisen. 1624 wird die Wassermühle im Forster Kirchenbuch in einer Sterbeeintragung erstmals urkundlich erwähnt. Die Noßdorfer Pfarrbücher erwähnen 1681 die Mühle mit ihrem Müller Hans Hensel zum ersten Mal. Mehrere An- und Umbauten veränderten das Angesicht der Mühle. Über mehr als 3 Jahrhunderte verrichtete sie ihre Dienste. 1976 stellte der letzte Besitzer Johannes Märtin den Betrieb seiner Mühle ein, die daraufhin in einen Dornröschenschlaf verfiel. Erst nach der politischen Wende in der DDR begannen die damaligen Eigentümer mit der Sanierung der Mühle. So wurden nach und nach das Dach und das Fachwerk des Mühlenwohnhauses und der Nebengebäude erneuert.

Seit jeher ranken sich um die Noßdorfer Wassermühle Mythen und Legenden. So soll 1804 ein Neiße-Hochwasser soviele Fische mitgebracht haben, daß man sie aus dem Mühlenfenster heraus erstechen konnte. Ein anderes Mal soll im Mühlenteich ein Hecht gefangen worden sein, der zwei junge Enten geraubt und verzehrt hatte.

Der Mühlenteich

Eine Forster Sage berichtet vom Teufelsstein, in dem man die Krallen des Teufels erkennen soll. Oft und gern hielt sich nämlich der Teufel in der Noßdorfer Mühle auf, störte sich jedoch am Klappern der Mühlenräder. Der Müller wurde aufgefordert, während der Anwesenheit des Teufels das Mahlen einzustellen. Als sich der Müller weigerte, dem Wunsch des Teufels nachzukommen, schwor dieser, mit einem gewaltigen Stein noch vor den ersten Hahnenschrei die Mühle zu zerstören. Die Müllerin hörte die Drohung des Teufels und vereitelte seine Pläne, indem sie auf der Stelle in die Hände klatschte und wie ein Hahn krähte. Wütend ließ daraufhin der Teufel den Stein fallen, der heute noch vor der Mühle liegen soll.

Ob der Teufelsstein mit den Krallen des Teufels wirklich existiert und irgendwo verbaut wurde, weiß keiner. Doch bei der Wiederherstellung des Eingangstores der Mühle wurde eine interessante Entdeckung gemacht. Unmittelbar hinter der Türschwelle fand sich im Steinboden eine ringförmige, deutlich sichtbare Vertiefung. Im Aberglauben waren solche Vertiefungen dazu gedacht, böse Hexen einzufangen. Zur Erinnerung: „Bösen“ Hexen unterstellte man damals Fähigkeiten der Zauberei, sie waren boshaft, verbreiteten Angst und Schrecken und paktierten mit dem Teufel. Die „guten“ Hexen hingegen waren als Kräuterfrauen oder Heilerinnen anerkannt. Tore gelten in der Mystik als Eingangsbereich in eine „Anderwelt“. Wenn nun eine böse Hexe sich Zugang zur Mühle verschaffen wollte, um Unheil zu bringen oder eine für sie „andere“ Welt zu betreten , soll sie der Legende nach in die Hexenfalle hinter der Türe gefallen und nicht mehr aus eigener Kraft herausgekommen sein.

„Bei jeder Führung durch die Mühle weise ich die Besucherinnen auf diese ‚Hexenfalle‘ hin – nur als kleine Warnung, falls sich doch mal eine böse Hexe unter die Besucher mischt….“, erzählt verschmitzt Mario Kloas, der mit dem „Förderverein Noßdorfer Wassermühle e.V.“ das historische Ensemble mit Mühle, Stallungen und Mühlenteich für die Öffentlichkeit zugänglich macht. Den mittelalterlichen Aberglauben von der Hexenfalle hält Mario Kloas für die damaligen Mühlenbesitzer für wahrscheinlicher als die Sage vom Teufelsstein, für den es keine belegbaren Indizien an der Noßdorfer Mühle gibt.

Hinter dieser Türschwelle soll sich die „Hexenfalle“ befinden.

Egal, ob nun der Teufel oder Hexen häufiger die Mühle aufsuchten – ein Besuch der Noßdorfer Wassermühle lohnt sich auf jeden Fall nicht nur Wesen aus der Fabel- und Märchenwelt.

Die Rückseite der Mühle mit dem Mühlenrad

 

Über Thori 147 Artikel
Blauäugiger freiberuflicher Dichter und Denker, Jahrgang 67, Kreativling, Kulturschaffender, Fotograf, Filmperlentaucher und Pfützenländer, Fleischesser und Milchtrinker; wurde als Kind mehrmals geimpft, ohne jemals daran gestorben zu sein; mehrfacher Träger der roten Mai-Nelke und Teilnehmer am Betriebskantinenessen

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*