Reparieren ja, Verkaufen nein – „Rad-Rolf“ in der Zwickmühle

„Geschäft öffnen oder schließen?“ – Für „Rad-Rolf“ alias Marco Schulze stellte sich mit Verkündigung der Allgemeinverfügung zu den Aufenthaltsbeschränkungen in Folge der Corona-Krise genau diese Frage. Das kleine Unternehmen in der Forster Ringstraße bietet Dienstleistungen rund um des Forsters beliebtestes Fortbewegungsmittel.

Ein Anruf bei der Handwerkskammer verschaffte Klarheit: Werkstattarbeit ja, Verkauf nein. „Ich bin ein Mischbetrieb, also Handel und Handwerk, deshalb darf ich öffnen.“, sagt Marco Schulze. Doch die behördlichen Vorgaben, wer verkaufen darf und wer nicht, sind für ihn etwas schwammig formuliert: „Was ist, wenn jemand für seine Fahrten zur Arbeitsstätte aufs Fahrrad angewiesen ist und dieses kaputt geht? Dürfen dann Ersatzteile oder ein komplettes neues Rad verkauft werden?“ Fragen, die selbst die Handwerkskammer nicht eindeutig beantworten konnte. Es müsse eben von Fall zu Fall entschieden werden – so die Handlungsrichtlinie der Kammer.

Trotzdem geht die Coronavirus-Krise nicht spurlos am Unternehmen vorbei. Gerade zum Saisonbeginn in den Monaten März und April macht Marco Schulze gewöhnlich den meisten Umsatz des Jahres mit dem Verkauf von Fahr- und E-Rädern. Im Frühjahr und Sommer wird das Geld verdient, mit dem man über den Winter kommen muß. Die milde Witterung im Januar und Februar diesen Jahres war deshalb ziemlich verkaufsfördernd. Das schöne Wetter sorgte dafür, daß viele Kunden Reparaturen für die beginnende neue Fahrrad-Saison in Auftrag gegeben oder sich gleich ein neues Rad zugelegt haben. Doch der Umsatz ging bisher wegen Corona um die Hälfte zurück. Momentan arbeitet der Ein-Mann-Betrieb noch einigermaßen kostendeckend. Bis Mai könne das Unternehmen unter den derzeitigen Bedingungen noch am Laufen gehalten werden, danach wird es eng.
Ein weiteres Problem sind die Lagerbestände. Im Herbst finden die Fahrradmessen statt, auf denen die meisten Bestellungen für das jeweilige nächste Jahr getätigt werden. Diese Bestellungen werden jetzt ausgeliefert, nehmen allerdings Platz weg, weil kein Abverkauf der neuen Ware erfolgt. Die Rechnungen der Großhändler müssen trotzdem bezahlt werden. Hier hofft Marco Schulze auf Entgegenkommen seiner Händler und auch seiner Bank, um die Zahlungen zu strecken.

Ein zweites Standbein für „Rad-Rolf“ sind die beliebten Rikscha-Fahrten durch den Forster Rosengarten. Zwei für den Mai bereits gebuchte Fahrten für Hochzeitsgesellschaften mußten bereits abgesagt werden. Zwar nimmt Marco Schulze neue Anfragen erst einmal entgegen, doch sollte der Park noch länger geschlossen bleiben, fiele auch diese Einnahmequelle wieder weg. So konzentriert er sich derzeit auf Reparaturen und Durchsichten von Kunden-Fahrrädern. „Wer sich nicht raus traut, für den biete ich auch einen Abhol- und Bringeservice der Räder an!“, verspricht Marco Schulze.

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