Geheimnisvolles Gutshaus hinter Bäumen und Sträuchern versteckt

Wer als Durchreisender auf der B 112 zwischen Forst und Guben unterwegs ist, fährt auch durch den kleinen Forster Ortsteil Bohrau. Es dauert keine Minute und man ist durch den Ort durch. Der Reisende nimmt vielleicht noch die wenigen Häuser und auf der einen Seite der Straße den dichten Baumbestand in Höhe der Bushaltestellen wahr. Nur die wenigstens vermuten hinter den Bäumen ein ehemals herrschaftliches Gebäude. Dabei verbirgt sich hier – eingerahmt von Bäumen und Sträuchern – das ehemalige Gutshaus des Ortes mit seiner langen wechselvollen Geschichte.

Das Uradelsgeschlecht derer von Maxen, welches seinen Stammsitz in Maxen bei Pirna hatte, gelangte um 1668 in den Besitz des Gutes Bohrau. Nachdem das Gut anschließend mehrmals den Besitzer wechselte, erwarb 1733 Abraham von Rabenau das Gut, das zu jener Zeit mit  17434 Talern belastet war. Doch auch die von Rabenaus sollten nicht lange Besitzer bleiben. Ludwig Reinhard Würk (1805-1881) erhielt am 20.6.1810 einen Lehnbrief über das Gut Bohrau und wird in den Chroniken als  Erbauer des Bohrauer Schlosses geführt. Das gesamte Gut umfasste 1863 stolze 1779 Morgen (das sind 444,75 Hektar.) und zählte damals als überdurchschnittlich großes Gut.

1914 umfasste das Rittergut Bohrau  noch 96 Hektar, davon 12 ha Acker und Gärten, 7 ha Wiesen, 60 ha Wald, 4 ha Unland, Hofräume, Wege, usw. sowie 13 ha Wasser.

Zum Ende des 2. Weltkrieges hin wurde in den Kellerräumen des Bohrauer Schlosses der Gefechtsstand des 266. Grenadier-Regiments eingerichtet. Das Bataillon lag im Wald zwischen Briesnig und Naundorf vor dem russischen Brückenkopf Mehlen in Stellung. Nach Kriegsende fanden Flüchtlinge von jenseits der Neiße in den Räumen des Schlosses Unterschlupf.

Der Forster Tuchfabrik Max Danneberger erwarb das Anwesen und richtete hier eine Konsumschule ein. Die Mädchen, die hier ihre Ausbildung machten, wohnten auch im Schloß.
Nachdem der Kreis Forst 1956 das Schloß erwarb, diente es als Psychiatrisches Pflegeheim und wurde nach der politischen Wende als Kusana Behindertenzentrum Bohrau, Haus Bohrau, weitergeführt. Zeitweise waren bis zu 86 Bewohner in dem Heim untergebracht. 16 davon „wohnten“ im großen Saal des ersten Stocks.

Brandschutzauflagen sorgten schließlich dafür, daß das Gebäude aufgegeben und die Bewohner in andere Objekte verlegt wurden. Die Gebäude und die Parkanlagen verfielen zunehmend und wurden immer wieder mal in Auktionshäusern angeboten. Für den Preis von angeblich 63.000 Euro erwarben zwei aus England stammende Bürger das  insgesamt 44.192 qm große Grundstück. Am Zustand des Gebäudes änderte sich kaum etwas. Beim Nebengebäude, das früher als Stall diente, ist das Dach eingestürzt. Im Haupthaus erinnern nur noch die räumliche Aufteilung der Zimmer und Bäder sowie Malereien an den Wänden an die frühere Nutzung als Ferienlager, Konsumschule oder Pflegeheim.

Mittlerweile steht das Areal erneut zum Verkauf. Für 65.000 Euro soll das geschichtlich bedeutsame Objekt zum wiederholten Male den Besitzer wechseln.

Dem Durchreisenden bleibt das Gutshaus Bohrau jedoch verborgen.

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