Berliner Tänzerin und Tänzer proben für den großen Auftritt – leider umsonst

Es hätte gut werden können. Die beiden Tänzer Denise Noack und Kostis Spyrou probten am letzten Apriltag vor Ort für ihren großen Auftritt im Forster Stadtzentrum. Zum diesjährigen „Tag der Städtebauförderung“ war ein spektakulärer Tanz-Auftritt auf dem Vordach über dem ehemaligen Blumenladen am Berliner Platz geplant. „Wir haben schon ganz viele Auftritte im Freien gemacht, jedoch noch nie in so erhöhter Position.“, sagt Denise Noack, die sich mit ihrem Tanzpartner das ungewohnte Terrain erarbeitet. „Die größte Herausforderung wird sein, daß unsere Bewegungen von der gegenüberliegenden Straßenseite zu sehen sein werden.“

Der instabile und wellige Untergrund wird an diesem Freitag genau getestet. Auch die Größe der „Terrasse“ spielt eine wichtige Rolle für die Darbietungen. Daß der Wohnblock gerade von der Forster Wohnungsgesellschaft saniert und umgebaut wird, kommt den beiden Tänzern trotz Baugeschehen ein wenig zu Gute. „Wir wollen das Fenster in unsere Performance einbeziehen. Die Überlegung ist, wie kann man – außer es zu öffnen – auch durch andere Art und Weise da durch gehen. Das macht es für den Außenstehenden interessant, mal mit einer neuen Perspektive drauf zu schauen und sich zu fragen: Wie kann ich im nicht-herkömmlichen Sinne die Dinge nutzen?.“, erhofft sich die Künstlerin eine Motivation beim Zuschauer, mit einem anderen Blickwinkel auf Normal-Alltägliches zu schauen.

In Forst sind die Beiden keine Unbekannten. Denise Noack trat bereits im Juli 2018 mit weiteren Tänzern der „tanzkompanie golde g.“ im Rahmen eines Rosengartensonntags am Kaskadenbrunnen auf. Gemeinsam mit Kostis Spyrou aus Griechenland trat sie 2019 an der Forster Stadtkirche beim Tanzprojekt „In Zeiten wie diesen“ von Golde Grunske auf – eine Inszenierung, die damals von vielen Forstern mit viel Applaus honoriert wurde.

Daß die Tanzproben letztendlich vergeblich waren, wußten an diesem letzten Tag im April weder die Tänzer noch die Programmgestalter des Forster „Tages der Städtebauförderung“. Vier Tage später hat der Verwaltungsvorstand der Stadt – trotz fortschreitender Verbesserung der Pandemie-Lage und in Aussicht gestellter Lockerungen bei den Kontaktbeschränkungen – entschieden, den hiesigen „Tag der Städtebauförderung“ in der ursprünglich geplanten Form nicht durchzuführen.

Das ist in doppelter Hinsicht ärgerlich, denn der Tag lässt sich nicht – wie vom Verwaltungsvorstand vorgeschlagen – in den Herbst verschieben, da es ein bundesweiter Aktionstag mit fest terminiertem Zeitfenster ist. Der Stadt entgeht somit auch die Chance, sich öffentlich zu präsentieren und die Erfolge bei der Städtebauförderung prominent zu präsentieren. Der eigens für diesen Aktionstag vom „Studio 2.0“ produzierte virtuelle Stadtrundgang wird nun auf der Webseite www.forst-stadtentwicklung.de und in Schaufenstern gezeigt. Im Innenstadtbereich werden zusätzlich einige großformatige Fotos des Forster Fotografen Frank Junge ausgestellt.

Ärgerlich ist die nun geplante „Mini“-Variante auch für die angefragten Künstler, die in diesen Zeiten auf eine der wenigen Auftrittsmöglichkeiten gehofft hatten.  Geplant waren Auftritte hinter Schaufensterscheiben. Es sollte eine Mixtur aus Schlagermelodien, Zauberei, Tanzeinlagen und Jazz-Musik werden. Die Künstler waren bereits gebucht und freuten sich, endlich wieder „unters Volk“ zu dürfen. Doch es sollten von den Programmverantwortlichen nicht nur auf die Erfolge bei der Stadtentwicklung in Forst verwiesen werden, sondern den nach kulturellen Angeboten dürstenden Einwohnern der Stadt auch ein Signal der Hoffnung gesendet. Und selbstverständlich sollte auch ein Signal des Mutmachens und der Solidarität an die Künstler geschickt werden, weil Kunst und Kultur und alles was damit zusammenhängt von den Organisatoren als systemrelevant und wichtig für den sozialen Frieden betrachtet wird.

Für die Passanten im Stadtzentrum wurde von den Organisatoren ein Hygienekonzept entwickelt, um den geforderten Abstands- und Hygieneregeln gerecht zu werden. Gerade die Auseinanderzerrung der Veranstaltung mit mehreren gleichzeitig zu bespielenden Objekten und zeitversetzten Programmpunkten schien die geeignete Variante, den Publikumsverkehr zu steuern und größere Ansammlungen zu vermeiden.

Für die Tanzperformance wurde extra ein Ort gewählt, der weithin sichtbar ist, so daß die Passanten auch mit Abstand zum Nebenmann in den Genuß dieser wohl einmaligen Aufführung gekommen wären. Die beiden Tänzer der „tanzkompanie golde“, die extra zu den Proben aus Berlin angereist waren und bereits mit dem Einstudieren der Tanzchoreografie begonnen hatten, werden nun keine Möglichkeit haben, hoch über dem Berliner Platz ihr Können zu zeigen. Es wäre sicherlich gut geworden….

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