Erinnerungen an eine Zeit, als noch Postkutschen durch Forst fuhren

„Des einen Leid ist des andern Freud!“ – mit dieser abgewandelten Redewendung eröffnete Reinhard Natusch im Dorfmuseum Sacro eine Sonderausstellung zur Forster Postgeschichte. Mit Leid verbindet nicht nur der Heimatforscher und Ortschronist die Schließung des Forster Postamtes am 19. Juni 2019, sondern auch viele Bürger brachten in den Wochen vor der Schließung .ihren Unmut zum Ausdruck.

„Schon im Altertum gab es die Dienstleistung ‚Post‘, was bedeutet, daß Nachrichten von einem Ort zum anderen transportiert wurden.“, sagte Reinhard Natusch in seiner Einführungsrede zur Ausstellung, die als Reminiszenz an die nun zu Ende gegangene lange Posttradition in Forst (Lausitz) zu verstehen ist.
Als Vorläufer der späteren Postkutschen wird ein Planwagen dokumentiert, der über die damalige Peitzer Straße (heute Frankfurter Straße) zum Berliner Platz kutschierte und dort vom Postbeamten in Empfang genommen wurde. Das Postbüro befand sich damals noch im Gasthof „Prinz zu Preußen“ in der Peitzer Straße., ehe es später in die Berliner Straße umzog. Belegt werden diese Daten in den historischen Aufzeichnungen des Forster Ehrenbürgers Friedrich Passarius (1824-1911). Transportiert wurden damals neben der Post auch Personen, Waren wie Bier-und Heringsfässer sowie Lebensmittel.

Anhand alter Fotos zeichnet die Ausstellung die damaligen Postrouten von Forst ausgehend nach. Ebenso sind Ansichten des Forster Postamtes in der Berliner Straße aus den vergangenen Jahrzehnten zu sehen. Ältestes Ausstellungsstück ist eine Quittung aus der Zeit um 1750, die wie die meisten ausgestellten Postbelege amtlich abgestempelt wurde. Interessant ist auch ein „Passagier-Billet“ für die Mitfahrt auf der Postkutsche von Forst nach Sommerfeld (heute Lubsko/Polen), ausgestellt am 6.6.1871. Einen Taler und 9 Groschen kostete eine Fahrt; 34 Meilen ist als Streckenlänge angegeben.

Neben der ersten Zeichnung einer Postkutsche in Forst gibt es auch ein seltenes Foto, daß den Postillion Herrmann Leschke auf seiner Postkutsche zeigt. Ein anderer Postillion schließt für Reinhard Natusch den Kreis zu seinem eingangs erwähnten Spruch. Denn zu seiner großen Freude fiel ihm im Zuge seiner Recherchen für die Ausstellung auf, daß der Postillion Gottfried Semisch auch schon in den Sacroer Ortschroniken, die bis zum 30jährigen Krieg zurückverfolgt werden kann, erwähnt wurde. Semisch war nämlich Sacroer Einwohner.

Doch nicht nur Postkarten und -Belege sind in der Ausstellung zu sehen, sondern auch Originalobjekte. Neben einer Reisetruhe aus der Zeit um 1850 steht die letzte erhalten gebliebene Lampe einer Forster Postkutsche. „Die Lampe wurde vor ca. 10 Jahren von einem Unbekannten gespendet. Wir wüßten gerne, wer das war. Wer uns da weiterhelfen kann, möge sich bitte im Museum melden.“, bittet Reihard Natusch um Unterstützung bei der Suche des Spenders.

Eine Spende ganz anderer Art erhielt der Heimatverein aus den Händen von Verwaltungsvorstand Heike Korittke, die als Vertreterin der Bürgermeisterin der Ausstellungseröffnung beiwohnte. Mit einer Geldspende honoriert die Stadt das ehrenamtliche Wirken des Heimatvereins und will diesen bei seiner weiteren Arbeit damit unterstützen.

Geöffnet ist die Ausstellung bis zum 11. August immer sonntags von 14 bis 17 Uhr, wochentags nur nach telefonischer Anmeldung bei Reinhard Natusch unter 03562/662053.

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